abstecher nach hiroshima – 広島市

Nachdem die 160km von okayama nach hiroshima mit dem shinkansen in 40 minuten bewältigt werden können, entschieden wir (martin, dani und ich) uns zu einem abstecher.  das tram warf uns raus vor dem a-dome, der noch erhaltenen kuppel der industrie- und handelskammer. die atombombe explodierte fast unmittelbar darüber, weshalb das gebäude im gegensatz zu den menschen darin relativ unversehrt blieb.

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die überreste gelten heute als unesco welterbe und sind eine schaurige erinnerung an den atombombenabwurf von 1945. irgendwie wollte es nicht so in mein bild passen, dass man so viele leute vor dem mahnmal für bilder posieren sah.

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speziell ist im friedenspark das monument für den weltkinderfrieden. es erinnert symbolisch an sadako sasaki ( 佐々木 禎子), die als 2jährige durch den bombenabwurf nicht geschädigt wurde, jedoch im alter von 11 jahren an läukemie erkrankte. im glauben an eine japanische legende, dass wer 1000 papierkraniche (千羽鶴) falten würde, bei den göttern einen wunsch frei habe, faltete sie unermüdlich kraniche – doch ihr wunsch wurde nicht erhöhrt und sie starb im oktober 1955. Ihre geschichte ist stellvertretend für die unzähligen menschen, die der langzeitwirkung der bombe zum opfer fielen.

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vor dem denkmal war gerade eine schulklasse. Vertreter der klasse sprachen einige worte und präsentierten die mitgebrachten kraniche.

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die gesichter vermittelten eine ehrliche andacht und mitgefühl bei der schweigeminute.

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anschliessend hängten sie die mitgebrachten kraniche in eine der glasboxen hinter dem monument.

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die glasboxen waren bereits gefüllt mit kranichen von anderen schülern und ihren botschaften.

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wir waren beeindruckt von den filigranen werken aus papier, oft noch mit einer nachrichtversehen. nach dem abtreten «unserer» schulklasse wartete bereits die nächste auf ihre präsentation.

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im friedensmuseum war die geschichte bis 1945 zusammengefasst – nicht ganz einfach, denn japanische truppen waren ja in einigen nachbarländern ungefragt aktiv. Ein modell zeigte hiroshima vor dem bombenabwurf.

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und wie danach. das Ziel war die brücke in T-Form am oberen Ende des Bildes, wo die beiden Flüsse zusammenkommen – der A-dome ist gleich rechts daneben, nicht ganz so gut zu erkennen.

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das ausmass der zerstörung von einer einzigen bombe war unfassbar. doch noch viel schlimmer waren die langzeitauswirkungen, die durch die strahlung entstanden – sadako ist nur ein einzelnes beispiel. den schicksalshafen moment am 6. August 1945 um 8:15 hielt diese uhr fest.

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neben den allgemeinen informationen und ausstellungsstücken versuchte die ausstellung durch die spezielle hervorhebung von einzelschicksalen einen bezug herzustellen. hier beispielsweise die überbleibsel der nakata familie, welche durch die bombe ausgelöscht wurde.

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wir waren beeindruckt von der besucherschar – unzählige gruppen in allen altersklassen waren vor jeder «station» im friedenspark zu sehen.

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auch die kleinsten wurden vor dem a-dome zurechtgesetzt – die betreuerinnen stellten sicher, dass kein kind noch seinen sonnenhut aufhatte und alle ordentlich dasassen.

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als mittagessen wurde eine bentobox serviert und die kinder assen alle schön in der gruppe bei den lehrern – wir konnten keine «ausreisser» erkennen, die sich den regeln widersetzten oder sonst aus der reihe tanzten.

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es war ein eindrücklicher ort. unglaublich, wie schnell und mit welcher energie die stadt nach der kompletten zerstörung wieder aufgebaut wurde – dies fasziniert mich auch immer wieder, wenn ich bilder der Europäischen Städte nach dem zweiten Weltkrieg sehe und mit der heutigen Situation vergleiche.

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Ein weiterer Punkt ist die Präsenz, die dieser Ort in der japanischen Gesellschaft hat – wahrscheinlich hat jedes japanische kind mindestens einen kranich für sadako gefaltet und ein erinnerungsfoto vor einem der charakteristischen foto-punkt – vor den meisten standen die gruppen geduldig in der schlange, um sich am passenden ort aufzustellen. ein wirksames instrument, um die erinnerung an diesen ort und den schrecken zu bewahren. und doch – ich habe es nicht geschafft, vor einem mahnmal des schreckens zu posieren, aber für mich ist ja die bedeutung auch etwas anders.

anstehen vor fotostelle