Am morgen wachte ich auf und das ganze haus wackelte – ich weckte dani doch da war es schon vorbei, das erdbeben. Eine spannende erfahrung – ich hatte keine angst, denn das haus war doch nur zweistöckig und leicht gebaut. Ebenso sind die japanischen häuser extrem stabil gebaut. Wobei ich mich in tokyo oder einem hochhaus sicher anders gefühlt hätte.
frisch gestärkt mit dem japanischen frühstück machten wir uns auf den weg – heute stand der besuch des freilichtmuseums «Furusato Village» auf dem programm. während der wartezeit auf den bus spazierten wir durch den dorfkern und erfreuten uns über die liebevollen details, beispielsweise die bänke in pferdeform.
an der polizeistation in form eines kappa konnten wir uns kaum satt sehen – ein eindeutiges indiz, dass die polizei in dieser umgebung wahrscheinlich wenige kapitalverbrechen verfolgt. das kleine polizeiauto verstärkte den effekt durch seine kompakte form, die uns irgendwie an ein comic auto erinnerte.
der bus fuhr uns pünktlich zum Eingang und wir wurden warm von den Mitarbeitenden empfangen, die sichtlich stolz in Englisch das Inhaltsverzeichnis erläuterten.
dann spazierten wir durch das freilichtmuseum mit den wunderschönen häusern, die uns sehr an die hattoji villa erinnerten.
auch drinnen erkannten wir elemente der hattoji villa, z.b. die feuerstelle. allerdings war der stall und die küche in einem rudimentäreren aussenraum (kombiniert mit dem Stall), im dachstuhl waren würste zum räuchern aufgehängt – gleich wie im ballenberg.
jedes haus war einem bestimmten thema gewidmet. dieses hier den strohfiguren und wir waren schon etwas erstaunt üer die explizite nacktheit – und weniger über die münzen, die darin steckten.
spannenderweise waren auch andere techniken ähnlich zu den unseren, auch wie die Kraft des Wassers über die Mühlenräder nutzbar gemacht werden kann.
am strahlend blauen himmel wehten die koi-nobori (鯉幟), die karpfenflaggen – so kurz vor dem 5. Mai, dem Knabentag top aktuell.
Nachdem Dani und ich ja schon tags darauf weiterfahren würden, nahmen wir einen etwas früheren bus zurück nach Tono – und wir hatten den ganzen bus für uns alleine – der blick nach draussen wie immer faszinierend, die schönen gärten, die andere natur.
zurück am bahnhof sahen wir gerade die dampflock, bereit zur abfahrt. da stellten wir uns zu den wartenden und winkten den passagieren beim vorbeifahren zu.
dann stillten wir unseren hunger im restaurant beim bahnhof, mit blick auf die polizeistation. ein als kappa verkleideter herr servierte uns die nudelsuppe (ja, unser vokabular ist schon ziemlich gewachsen, dass wir beim essen fast kein englisch mehr brauchen).
bei der tourist information mieteten wir fahrräder und bekamen die fahrradkarte ausgehändigt – scheint wirklich ein weitläufiges fahrrad-gebiet zu sein. einen teil der strecke haben wir ja schon vom zug aus gesehen.
mit dem velo fuhren wir los, die fahrradwege führten unter blühenden kirschbäumen durch (war ja auch so in der karte eingezeichnet).
tono ist unter anderem bekannt dafür, dass hier die japanische version der gebrüder grimm unterwegs waren. sie sammelten die geschichten der leute und schrieben sie auf.
der veloweg führte teilweise dem bach, dann wieder der bahnlinie entlang, hier sahen wir «unseren» zug von aussen.
nach ca 1h fahrt legten wir nach dem besuch im supermarkt eine kleine pause ein – unser privates hanami mit grünteeglacé.
das bild war einfach zu schön, mit dem fahrrad, den kirschblüten und dem leicht erhöhten weg – hier also nochmals.
dann machten wir uns schon wieder auf den rückweg, da die velovermietung ja früh schloss.
da uns die touristeninformation sagte, dass man mit dem fahrrad zuzm tempel der 500 buddhas über den hausberg fahren müsse, haben wir den weg nach abgabe der fahrräder unter die füsse genommen – denn mit nur 3 Gängen wäre es ein zu grosser Kraftakt gewesen. es war viel weiter als gedacht und die geschichte von den bären im wald machten den weg noch weiter. glücklicherweise erkannten wir auf den wegweisern die schriftzeichen für unser ziel, sonst wäre es schon etwas schwierig gewesen.
nach gut 45 min wanderung erreichten wir endlich die abzweigung zur sehenswürdigkeit – und wir waren nicht die einzigen besucher, ich hoffte schon auf eine mitfahrgelegenheit für den rückweg, waren wir doch schon ziemlich lange unterwegs…
aber erst erkundeten wir die 500 buddhas. es waren grosse steine, die mit eingemeisselten figuren versehen waren und kreuz und quer im wald rumlagen. viele schon mit moos überwachsen, bei einigen war es abgekratzt, bei anderen mussten wir relativ lange suchen, bis wir die struktur sahen.
es gab sehr spezielle perspektiven, wir fühlten uns wie entdecker. die anderen besucher waren zwei frauen, die eine sprach sehr gut englisch und erzählte, dass sie im tsunami gebiet helfen würde. und dass es für die leute dort noch immer sehr schwierig sei, vor allem weil es langsam in vergessenheit gerate, wenn wir könnten, sollten wir die gegend unbedingt besuchen, da würden wir zeigen, dass wir es nicht vergessen hätten. allerdings bat sie uns keine mitfahrgelegenheit an, und nachdem sie schon auf dem rückweg waren, wollten wir auch nicht fragen.
beim ausgang sahen wir einen fussweg unter kirschbäumen direkt nach unten und gemäss der einen Karte schien der Weg direkt an die Hauptstrasse zu führen. No risk, no fun – also nahmen wir die abkürzung.
wir landeten an der Hauptstrasse, gleich beim Busdepot, wo uns bei der Fahrradtour der friedhof der busschilder schon ins auge stach, wir jedoch aus zeitgründen keinen fotostop einlegten. so konnten wir dies hier nachholen, wenn es uns auch etwas nervte, dass wir von der abkürzung vorher nichts wussten (da wir die falsche frage gestllt hatten: «wie kommt man mit dem Fahrrad zum tempel?» – was ja wirklich nur über die strasse ging)
beim busdepot herrschte hochbetrieb, alle busse versammelten sich dort zum übernachten und leider fuhr keiner mehr ins dorf, so dass wir nach der kleinen fotosession richtung ryokan marschierten.
gerade rechtzeitig schafften wir es zurück zum ryokan fürs abendessen – es sah nicht nur fantastisch aus, es schmeckte herrlich! jeder teller hatte eine komplett andere speise drauf – vom sashimi (oben rechts, mit 6 verschiedenen Fisch arten) über edamame (unten links) bis zum speck für die suppe (oben links)
der speck wurde in der suppe auf dem tablett gekocht, mit kerzen zum kochen, ähnlich wie unser fondue. da wir etwas langsam assen, brauchten wir nachschub für die Kerzen und wir waren Antonia sehr dankbar, dass sie für uns die ersatzkerzen sowie das feuerzeug organisierte – es war gar nicht so einfach, wenn man mal sass, wieder aufzustehen. einmal mehr, ein wunderschöner abend im kreise der familie!