laurie anderson und wir in kassel

nach einer gemütlichen zugfahrt erreichten wir kassel am samstag nachmittag und irgendwie fanden wir uns nicht so ganz zurecht. die meisten der auf der internetseite angepriesenen museen/sehenswürdigkeiten waren wegen renovation geschlossen und im hotel gab es keinen kostenlosen stadtplan. auch ein besuch in einer buchhandlung, um bei einem verstohlenen blick in einen reiseführer die «must sees» zu identifizieren war erfolglos – die fotoqualität erinnerte an die 70er und es gab nur einen historischen stadtplan. der restaurantführer entpuppte sich als «coupon-büchlein» und somit unbrauchbar für restaurant tips. beim herumwandern fanden wir jedoch ein wunderschönes italienisches restaurant in einem alten kloster fürs abendessen. am sonntag machten wir uns bereits früh auf den weg durchs leere kassel – hier der bahnhofsplatz

und auch in der bahnhofshalle waren wir die einzigen unterwegs – irgendwie schien die stadt ausgestorben.

die fahrt nach hofgaismar dauerte ca 30 minuten und es scheint wirklich am ende der welt zu sein – hier eine der stationen.

im evangelischen zentrum fand dann das gespräch mit laurie anderson statt. in einem sehr intimen rahmen mit ca 30 zuhörern, moderiert unter anderem von einem der ersten videokünstler in deutschland. das gespräch war super spannend. sie erläuterte im detail eines ihrer projekte zum thema «telepresänz», wo sie in mailand das live-bild eines gefangenen in einem hochsicherheitstrack in ein museum projezierte – von den rechtlichen und technischen problemen bei der umsetzung, der motivation für den gefangen, 3 monate lang 6h pro tag still zu sitzen und sich filmen zu lassen (virtuelle flucht) und vielen weiteren anektoten.

der anlass für das gespräch was das 50 jährige bestehen des documenta archivs, so dass es auch um die frage ging, wie man was archivieren kann/soll und vor allem bei so vergänglichen dingen wie die video-performances von laurie. interessanterweise scheint sie selbst sehr wenig zu archivieren, auch findet sie es spannend zu sehen, was andere künstler mit ihren «originalen» neues schaffen.

nach der pause bot uns eine freundliche dame den platz in der ersten reihe an, so dass es auch ein bild von dominique und laurie gibt, ohne dass wir sie in der pause belästigen mussten:

leider hat es mit dem mittagessen nicht geklappt doch in kassel entdeckten wir das alex mit dem herrlichen brunchbuffet und der schönen terasse – komscherweise auch leer.

das zentrum von kassel war auch am nachmittag eher leer und die hauptsehenswürdigkeiten im zentrum schnell abgeklappert.

somit fuhren wir mit dem tram (das uns irgendwie an eine bahn im europapark erinnerte) in den park ums schloss wilhelmshöhe und spazierten zum see.

die weide war ein tolles fotosujet, so dass ich auch festhalten wollte, wie weit ich mich vor traute (sah doch so einfach aus vom «grund»)

glücklicherweise testeten wir die wassertemperatur nicht unfreiwillig beim balancieren auf der weide, sondern ganz freiwillig beim füsse-baden (ok, ich verwandelte mich gleich in eine angsthäsin, das sah doch sehr kalt aus)

bei längerer betrachtung wurde der park um den teich zum tierpark, wir sichteten mehr als nur angsthasen! die schwanenfamilie schwam wie im bilderbuch quer über den see um zu den brotwerfenden besuchern zu gelangen

die schildkröte am wasserrand liess sich durch nichts beeindrucken, auch nicht durch kinder, die sie anfassten und mit ihr posierten – so nahe trauten wir uns dann nicht, aber auch die enten-kombi schien speziell.

des weiteren sahen wir auch die klaren indikatoren, dass es was zu sehen gibt – eine menschentraube um einen baum ist ein eindeutiges zeichen für die sichtung eines…..

..waschbärs!

auch diese tiere schienen sich an den trubel gewöhnt zu haben, so dass sie sich sehr frei bewegten und ich tolle bilder aus der nähe schiessen konnte.

bei der dritten sichtung wollten wir erst gar nicht halten, da das tram gleich fuhr, dochh wer kann schon einem baby-waschbär widerstehen – und es hatt ja noch ein späteres tram.

nach einer kurzen pause im hotel spazierten wir zum schauspielhaus für den eigentlichen anlass des ausfluges.

die performance von laurie anderson war total beeindruckend – in der 5. reihe waren wir richtig weit vorne und ich hatte sogar das gefühl, dass sie am schluss nur mich anschaute, ein intensiver blick. auch spannend war der umstand, dass im gegensatz zu den meisten anderen konzerten, gar keine kamera displays im publikum sichtbar waren – alle waren voll konzentriert auf die performance – auch ich, so dass es einfach das bild von der bühne gibt vor dem auftritt – so als gedächtnisstütze

nach dem beeindruckenden konzert wars noch immer hell und wir genossen einen absacker mit zwei frisch-kennengelernten jungen herren, so dass wir die eindrücke des konzertes austauschen und revue-passieren konnten.

am anderen morgen gings schon zeitig auf den heimweg und wir sind um die erfahrung reicher, dass «im zentrum sein» auch heissen kann, von allen anderen punkten am weitesten weg.