Am späteren nachmittag erreichten wir unser tagesziel Cienfuegos. Nach dem bezug des zimmers und dem small talk mit unsern gastgebern spazierten wir zum malecón, dem pier in unserem quartier gabs nicht viel verkehr, so dass die strasse problemlos als fussballplatz genutzt werden konnte.
auf dem weg sahen wir einen chevrolet mit offener motorhaube. wir fragten um eine foto-erlaubnis und der besitzer freute sich sehr über unser interesse, zeigte uns alles und gab breitwillig auskunft, wir verstanden ziemlich viel, da der herr mit zeichen sprach.
das auto sei 63 jahre alt und brauche kaum benzin. der besitzer war stolz auf das motorengeräusch, das sei noch ein richtiger motor, sowas hätten die neueren autos nicht – und schon bekamen wir eine demonstration, er hiess seinen sohn an, den motor aufheulen zu lassen. wir genossen die schöne begegnung am strassenrand und suchten danach weiter nach dem meer.
wir erreichten das meer, als die sonne schon weg war und nachdem das meer komplett ruhig war im gegensatz zu havanna, erschien uns der Sonnenuntergang fast etwas langweilig.
erst dann sahen wir die pelikane, die in der dämmerung jagten. Die silhouette hob sich dunkel vor dem rotgefärbten wasser ab und der pelikan präsentierte sich von allen seiten.
und dann erwischte dani den moment der landung
die suche nach einem restaurant war nicht ganz so einfach – es gibt ja verschiedene arten von lokalen (lokale, solche für touristen in jeweils verschiedenen abstufungen) und wir hatten noch kein gefühl dafür entwickelt, wie man diese von aussen erkennt oder welche das beste essen servieren. und wir hatten aufgrund des starken hungergefühls nicht genügend zeit, die tipps im reiseführer durchzulesen – dieser vogel machte gute werbung, so dass wir ganz vergassen, dass so am meer fisch das ideale essen gewesen wäre, doch das realisierten wir erst, als das poulet schon vor uns lag. Nach dem nicht besonders erwähnenswerten Abendessen fielen wir ins bett.
Beim Frühstück wurden wir von den zwei Schildkrötenköpfen beobachtet. Unser Vermieter war ein Fischer und zeigte uns die Bilder von seinen ausflügen – mit etwas mehr zeit wäre es sicher spannend gewesen, ihn auf so einem ausflug zu begleiten oder den fang beim ausladen anzuschauen.
Das Frühstück hatte die bekannten Bestandteile: brot, eier, frische früchte und als highlight ganz frischer ananassaft. Besonders ins Auge stachen uns die geschmackvollen tischsets – der zeichner hatte wohl etwas viel rum intus, als er die idee für dieses bananenpferd entwickelte.
Draussen bedankten wir uns bei der nachbarin für ihren autoaufpasservice – die alte dame stand die ganze nacht im vergitterten fenster und achtete auf unser auto. stolz berichtete sie, dass sie in dieser nacht 3 autos bewacht hätte, also 6 CUC (USD) eingenommen hätte – für cuba ein kleines vermögen und wir waren froh, dass wir der frau so arbeit verschaffen konnten. machten wir uns auf zur stadtbesichtigung. schon der weg zur hauptstrasse hielt bilder bereit.
die altstadt hatte eine breite allee bis zum meer sowie eine fussgängerzone. in letzterer war einiges los, viele leute waren unterwegs.
vor einem fenster sahen wir eine schlange von frauen, die mit jeweils drei flaschen von einer grünen flüssigkeit wegliefen – wir tippten auf shampoo.
ein riesiger friseursalon bediente die kundschaft – eigentlich wollte ich mir die haare waschen lassen, war dann aber vom preis etwas überrascht und wir nahmen nur ein foto mit – der salon war sooo gross, dass die dimension und das gewusel kaum einzufangen war.
das fischgeschäft war heute geschlossen, uns gefiel das bild mit den leeren theken und dem bild vom omnipräsenten fidel.
cienfuegos altstadt hat wunderbar restaurierte kolonialbauten – mit dem blauen himmel und den bunten autos sieht es gleich noch farbiger aus.
am ende der fussgängerzone ist der ehemalige exerzierplatz, der parque jose martí. er ist umrundet von wunderbaren gebäude, wir machen eine tour im gegenuhrzeigersinn. hier ein blick aus der catedral de la purisma conceptión:
von diesem winkel sieht man die wunderbare bausubstanz.
das teatro tomas terry muss einen wunderschönen zuschauerrraum haben, doch angesichts der fortgeschrittenen zeit, den vielen anderen sehenswürdigkeiten und der relation des eintrittsgeldes und des durchschnittlichen cubanischen monatslohnes begnügten wir uns mit einem blick in den vorraum.
an der nordseite waren neben dem teatro nur noch kleine häuser mit schattenspendenden bögen, doch die gerieten fast etwas in den hintergrund bei den schönen autos.
an der westseite befindet sich der einzige triumphbogen cubas aus dem jahr 1902.
gleich daneben ist der palacio ferrer aus dem frühen 20 jahrhundert. die aussenseite war bereits komplett renoviert, der aussichtsturm hingegen war gesperrt, also müssen wir wiederkommen.
das museo provincial im früheren casino españiol genossen wir vor allem von aussen – ohne spanischkenntnisse wäre es sowieso etwas schwierig, die verschiedenen exponate zu verstehen.
beim weiteren stadtrundgang etwas abseits der hauptstrasse blickten wir interessiert in die verschiedenen offenen türen und als wir dieses bild der druckerei schossen, bot uns eine dame an, die geräte zu zeigen. schon etwas misstrauisch nach den ganzen geschichten von schleppern etc. zögerten wir erst, dann freuten wir uns aber.
voller stolz zeigte sie uns die zuverlässigen maschinen. hier die papierschneidemaschine, oswego maschinen wurden in den USA hergestellt, d.h. sie ist schon relativ lange in betrieb.
für die druckmaschinen mussten die texte noch richtig gesetzt werden – die einzelnen buchstaben waren schön säuberlich aufgereiht im gestell.
dann erhielten wir eine demonstration der maschine. diese war ein tschechisches fabrikat aus den 1920ern und hat sicher schon die flugblätter der revolution gedruckt. die druckqualität war dementsprechend und wir waren beeindruckt, wie den gerätschaften sorge getragen wird.
zum abschied durften wir noch ein bild der räumlichkeiten machen.
die parolen und bilder der revolutionsführer halten die ideen präsent.
in einer seitenstrasse sahen wir ein schild für frischgepressten zuckerrohrsaft – was gibt es neben zigarren und kaffee cubanischeres als das!
wir stellten uns in die reihe und bekamen für 2 lokale peso ein grosses glas frischgepressten saft mit zitrone – herrlich! die gläser waren natürlich nur geliehen, d.h. wir tranken unseren saft draussen auf der strasse nach gebrauch gaben wir die gläser zurück. wunderbar umweltschonend – und ich hoffe, dass selbst wenn plastikbecher erschwinglicher werden, dass diese tradition weitergehalten wird.
nach so viel entdecken und wandern hatten wir uns ein eis verdient. wir setzten uns in die staatliche eisdiele an der hauptallee, das coppelia. wir fanden gleich ein plätzchen und bestellten uns beim einzigen englischsprechenden herrn die eisbecher. es schmeckte herrlich!
wir glaubten erst nicht, dass eine kugel glacé hier nur 4 Rappen kosten soll – es schmeckte nämlich sehr gut! und nachdem wir die zahlreichen leeren becher auf dem nachbartisch der 4 cubaner sahen, gabs für uns auch noch eine zweite portion. sozialismus hat durchaus sein gutes!
am südlichsten ende der stadt steht der palacio de valle. er wurde 1917 von einem der reichsten männer des Landes, einem zuckerbaron, erbaut. die architekten aus italien, cuba und der arabishen welt hinterliessen alle ihre handschrift. von aussen hatten wir keinen schönen blick auf das gesamte gebäude, das heute ein restaurant ist.
von der dachterrasse blickt man auf drei seiten aufs meer – wunderbar!
leider war es zu heiss für einen drink – so genossen wir nur die aussicht.
etwas ausserhalb steht der älteste friedhof des landes, der cemetario de reina von 1839. anscheinend der einzige in cuba mit den spanischen nischengräbern an der wand. ansonsten ist der friedhof bevölkert von wunderbaren marmorstatuen.
die bekannteste der wunderbaren grabsteinfiguren ist «la bella durmiente» auf dem grab der familie lindenmeyer. die statue erinnert an eine junge frau, die sich 1907 mit einer überdosis opium das leben genommen haben soll. in genua soll die zweite dieser statuen stehen.
die gräber waren wunderschön gestaltet.
wir waren die einzigen besucher und fühlten uns wie die entdecker zwischen den verschiedenen grabsteinen – trotz der hitze.
einige gräber waren auch schon in einem sehr schlechten zustand und eingefallen. in einem sahen wir sogar eine schlange liegen, so dass wir anschliessend starken schrittes auftraten.
dann war es an der zeit, weiter richtung trinidad zu fahren – durch grüne landschaften und einsame strassen.