Nach der sehr frühen nachtruhe wachte ich erwartungsgemäss in der nacht auf, schlief wieder ein und ignorierte den wecker ziemlich lange am morgen. Der blick aus dem fenster verhiess perfektes fahrradwetter.Also gepäck an die schwarze katze übergeben (der japanische kurrier heisst hier kuroneko, also schwarze katze), fahrrad mieten und gleich eine erste tour zum tempel am anderen ende der stadt, den ich noch nicht gesehen hatte. Und es lohnte sich.
die kirschblüten waren gerade noch da, und es hatte nur eine andere frau dort. diese hielt vor dem einen tor kurz inne und lief dann zu dem kleinen stand gleich neben dem devotionalien verkaufshäuschen. sofort flogen die tauben vom dach zu ihr.
richtig, dort konnte man taubenfutter kaufen, was sie auch tat. als sie mein lächelndes gesicht sah, kam sie zu mir rüber und drückte mir ein kleines säckchen in die hand. So konnte ich auch tauben füttern – die ich schamlos als fotlmotive missbrauchte.
hinter dem einen schrein fürte eine steile treppe hoch zum friedhof. Auf der seite waren buddhastatuetten aufgereiht, hübsch in der sonne.
Von der treppe aus konnte ich einen der ecken-dach-ziegel auf augenhöhe ansehen – beeindruckend – und das auf jedem dach, ohne dass man es so richtig sieht.
Doch dann machte ich mich auf den weg nach imabari. Der fahrradeg führt über verschiedene inseln, die mit autobahnbrücken verbunden sind, die jeweils eine fahrradspur haben. die erste insel erreichte ich mit der fähre, da die brücke für velos gesperrt ist.
Sehr schnell erreichten wir das andere ende und guten mutes fuhr ich los. 73 km hört sich nach viel an, aber das ist ja ca. 2x um den flughafen. locker!
Ich genoss die fahrt durch die japanischen dörfer – auf dem land sieht es halt doch etwas anders aus. die vielen häuser, mit verwinkelten gässchen und es ging dem meer entlang. dort trocknete auf einem felsen ein vogel die flügel, gleich vor der roten brücke. (keine für mich)
Dann sah ich die erste hängebrücke, über die ich mit dem fahrrad durfte.
Der letzte kilometer bis zur brückeneinfahrt war ziemlich steil, es hatte aber eine spezielle fahrrad-auffahrt – aber die höhenmeter waren doch nicht zu unterschätzen.
Der fahrradweg war auf dem unteren stock der brücke und sah ziemlkch cool aus, wie ein heller tunnel.
Die schussfahrt danach war entspannend und ich fuhr fröhlich weiter auf der zweiten insel. Dort genoss ich den blick – die vielen japanischen gärten mit den orangenbäumen. auch gemüse wurde in kleinen beeten angepflanzt, alles sehr kleinteilig und der boden schien sehr trocken.
Irgendwann auf brauchte ich eine pause. Es war mittagessenszeit und ich entdeckte den kleinen take -away laden mit dem verbleichten tintenfisch. 400 yen konnte ich lesen und fragen ob es heiss ist – das wurde bejaht und ich hielt umgehend ein päckchen «takoyaki» in der hand.
Zugegeben, appetitlich sahen sie nicht aus, die bällchen, aber geschmeckt haben sie super. Eine art eieeteig mit tintenfisch-stückchen in der mitte. Fein gewürzt. Auf der weiteren fahrt sah ich dann immer wieder so Stände, ich habe wohl die lokale Spezialität erwischt, perfekt!
von meinem picknick-platz konnte ich schon die ikuchi brücke sehen.
der anstieg war ziemlich hoch und meine kräfte liessen langsam zu wünschen übrig, doch ich schaffte den anstieg ohne abzusteigen.
Kurz dahinter war ein café, welches frischgepressten orangensaft verkaufte. Er hatte die gleiche farbe wie meine jacke und schmsckte herrlich erfrischend und süss. der nächste stop war beim tempelmuseum kosan-ji. der tempel war also nicht mehr in betrieb, sondern einfach zum besichtigen.
Er war noch nicht ganz so alt, knapp 100 jahre.
Die verschiedenen gebäude waren sehr bunt, vor allem das tempeltor.
verschiedene wesen waren zur dekoration angebracht. Und die kirschblüten gerade am ende.
Hier hatte es auch mal wieder westliche touristen, kein wunder, bei dem wunderbaren gebäudekomplex
aus jedem blickwinkel sah es noch schöner und bunter aus.
Es hatte auch einen unterirdischen gang, die Höhle der 2000 buddhas – ein kleiner irrgarten, erst mit kleinen statuen an den wänden, dann mit schaurigen bildern, welche die hölle darstellten um dann mit verschiedenen buddhas den weg zum himml zu symbolisieren. Etwas kitschig, aber speziell.
dann war mein entdeckungsrundgang zu ende und ich warf einen letzten blick zurück.
hier auf ikuchijima, nicht weit hinter dem tempelmuseum, war die einzige im reiseführer erwähnte unterkunft. eigentlich war es zu früh, da ich noch nicht die hälfte des weges geschafft hatte, aber ich hatte ich vorher keine andere gesehen und nachdem ich ziemlich geschafft war, hatte ich keine lust auf experimente. die freundliche herbergsdame zeigte mein zimmer, erwähnte dass das abendessen um 18:30 sei, tintenfisch sashimi auf dem menü war und der onsen ab 17:30 offen. natürlich alles auf japanisch, doch tako-sashimi war defintiv in meinem aktiv-wortschatz!
Ich entschied mich für einen kurzen spaziergang am setoda sunset beach bis zum abendessen. das cafe war leider schon zu, aber der w-lan hotspot noch offen – also setzte ich mich so in die Sonne und setzte meine lebenszeichen ab.
Die sonne sank tiefer, das licht wurde wärmer, der sunset beach machte seinem namen alle ehre.
mein allerwertester ist definitiv noch nicht in der fahrradsaison angekommen, mal sehen, ob ich morgen die restlichen 45km überhaupt schaffe oder unterwegs in den bus einsteige. 70km, das ist ja von Zürich nach St.Gallen! Und das auf dem japanischen fahrrad ohne gepolsterte hose!!! Auf jeden fall ist es wunderschön und perfektes wetter.
Ich war der einzige gast für das abendessen und es war ein japanisches abendessen aus dem bilderbuch. viele verschiedene schälchen mit unterschiedlichen gerichten, jedes mit anderem geschmack, sogar tempura war drauf! nach dem besuch im onsen und einem gespräch mit einer anderen hotel-gästin (sie ist eine ninja) sank ich ins bett. hoffentlich sind meine beine morgen wieder fitter.
frühmorgens machte ich mich auf den weg. ich hatte eine karte mit allen velo-rückgabestationen und bushaltestellen – der entscheid, dass ich wohl nicht komplett nach imabari radeln werde, war eigentlich gefasst.so setzte ich meine ziele tief und nahm mir für den nächsten tag erstmal die tatara brücke vor – und die schaffte ich widererwarten gut.
die velo-spur war dieses mal auf der seite und die perspektive war sehr grafisch. auf omishima gabe es nicht wirklich viel zu sehen, und für einen besuch bei den tatara hot-springs fehlte mir die zeit. die nächste brücke war nur ein km entfernt, das würde ich sicher schaffen!
kurz darauf sah ich die omishima brücke – ein durchaus anderer baustil.
die perspektive beim drüberfahren verlangte einen fotostop. anschliessend legte ich einen motivationsstop ein. von hier aus konnte ich die hakata-oshima brücke sehen.
da die busse nicht sehr regelmässig fahren und ich lange hätte warten müssen, entschied ich mich, so dass ich gerade so gut einfach die dritte brücke des tages auch noch unter die räder nehmen konnte.
da ich nicht alleine unterwegs war, gabs sogar ein brückenfoto mit dame.
mit blick auf das höhenprofil der weiteren strecke und den möglichen rückgabestationen gab ich dann jedoch das velo gleich dahinter ab. Die bushaltestelle war 2km entfernt, etwas den berg hoch, was ich zu fuss locker schaffte. der letzte wegweiser zeigte mir an, dass ich doch 53 km geschafft hatte – nicht schlecht für meine kondition und das eher ungeeignete fahrrad.
zu fuss unterwegs konnte ich sogar noch den direktverkauf von gemüse und früchten bestaunen.
die bushaltestelle war einsam an der strasse und ich hoffte, dass ich am richtigen ort wartete.
Nach dem einsteigen in den bus erkannte ich, dass ich den einen Höhepunkt des abschreckenden profils gerade erlaufen hatte und somit nur noch die schussfahrt und die letzt brücke vor mir gehabt hätte. Aber das hätte ich bestimmt nicht in einer vernünftigen zeit und mit guter laune geschafft. So bewunderte ich das einmalige bauwerk aus dem bus, der mich vor dem bahnhof imabari ausspuckte.