auf dem wasser gehen

dieses wochenende war vom «ich-reise-zu-allen-christo-installationen» reisefonds gesponsort – dank den sozialen medien habe ich doch ca 6 wochen vor dem start die genauen daten der installation auf dem iseo see gehört und umgehend ein hotelzimmer gebucht – eines der letzten in der gegend. nach einer langen fahrt freitag nachts und einer übernachtung in der gegend erreichten wir unser hotel in der nähe von iseo bereits am samstag gegen 11h. von anderen gästen hörten wir, dass es keinen sinn ergeben würde, nach sulzano zu fahren, um von dort auf die piers zu gelangen, da die wartezeit bereits um 8h morgens 5 stunden betragen hätte.

planvor drei wochen hatte ich in tickets für das schiff um 14:10h reserviert, so dass wir gut zeit hatten, an den hafen zu gelangen. an der bushaltestelle erfuhren wir, dass die busse nur 3 mal täglich fahren würden, wir hätten gerade einen verpasst (der jedoch gar nicht gehalten hatte). So nahmen wir den Weg zu fuss auf uns. ein schöner weg führte uns abseits der strasse nach iseo.

wanderwegam see entdeckten wir eine badewiese mit einer bar – perfekter stop für einen kaffee und blick auf den see. von den floating piers sah man noch gar nichts. als wir zum boot gingen, erfuhren wir dass wir mit den bootstickets nicht anstehen mussten, d.h. es war der glückstreffer. die schlange der leute ohne ticket war lange, doch auch die boote hatten die anweisung, keine personen ohne tickets mitzunehmen, da es zu voll sei. verwundert sahen wir bei den menschen, die gerade von monte isola zurück kamen, dass ihre blicke nicht strahlend waren, sondern eher abgekämpft, nicht als ob sie gerade ein tolles erlebnis hatten.

abfahrt von iseoauf dem boot selbst war es schon sehr warm, und bis kurz davor konnten wir kaum was von den piers erkennen.

augenhöhebei der ankunft auf peschiera maraglio hatten wir einen schönen blick von oben auf die orangen strassen im dorf.

landungdie menschenmassen waren unglaublich – für die bewohner muss es eine ziemliche umstellung sein – doch die drei älteren damen standen vor ihrem wohnzimmer für den nachmittagsklatsch als wäre nichts.

vor der haustürewir machten uns auf den weg zu den piers richtung isola de san paolo. irgendwie schienen sich die massen plötzlich zu verteilen und wir sahen einmal mehr, dass die anderen menschen zur installation gehörten und sie erst richtig zum leben erweckten.

gesamtwerkwir zogen wie empfohlen die schuhe aus und liefen übers wasser. die ränder waren leicht abfallend und so war relativ klar, wie weit man sich rauswagen konnte. es gab keine geländer oder hinweisschilder, doch alle paar meter stand jemand aus dem team und wies abtrünnige darauf hin, auf dem weg zu bleiben.

wir waren daes fühlte sich wunderbar an – leicht schwankend und doch nicht instabil. es waren alle arten von anderen besuchern drauf – junge, alte, kinder, hunde, menschen in rollstühlen etc. und alle bewegten sich sehr natürlich darauf.

hundespaziergangebenso schienen die lokalen wasservögel die neue sitzgelegenheit zu geniessen – die schwäne putzten sich ruhig. die spiegelung des orangen stoffs im weissen federkleid ergab eine besondere lichtstimmung – bis die ordnungshüter die tiere verjagten.

reflektionsschwander versuch, das ganze irgendwie mit bildern einzufangen, war von beginn an zum scheitern verurteilt. doch wir konnten es nicht lassen, es zumindest zu versuchen. hier von ganz unten.

von ganz untenhier mit der breite des piers und viel dahlia gelb (offizieller name der farbe)

orangenatürlich auch ein beweisfoto, dass wir hier waren.

ich war da!die bunten leute brachten noch mehr farben rein und wir nahmen uns vor, morgen den sonnenschirm auf jeden fall mitzunehmen.

farbenfrohes war sehr heiss. die isola de san paolo war komplett eingefasst und liess schöne blickachsen zu.

sonnenschirmim zugebauten hafen der kleinen insel sammelten sich die leute, weil es eine der wenigen schattenstellen auf den piers war.

schattenplätzchenund hier noch das entstehungsbild – blick hinter die kulissen:

schattenplatzebenso konnte man hier die füsse ins wasser halten, was wir sofort taten, die socken halfen uns, das kühlende nass noch etwas länger zu geniessen. die leere trinkflasche wurde auch gleich zur dusche mit seewasser umfunktionniert.

heiss ist es!das boot passte farblich wunderbar in die installation.

bootsanlegerganz langsam schien die sonne etwas an kraft zu verlieren und das licht wurde wärmer.

perspektive

wieder zurück am festland suchten wir ein restaurant. wir fanden erst eine katzenwiese, dort schienen sich die lokalen katzen zu sammeln und gefüttert zu werden. sah irgendwie aus, als ob sie dort im feld wachsen würden.

katzenwiesewir folgten den schildern richtung restaurant und der weg führte steil nach oben. wir waren fast zu durstig, um die herrliche aussicht zu geniessen.

blick von obendoch für einige fotos reichte die energie noch. die menschen sahen aus wie ameisen und gaben dem ganzen struktur und eine grössendimension.

immer wieder schöndann bemerkten wir, dass die restaurants doch am see unten waren und wir liefen zurück.

farbmischungfürs abendessen erhielten wir einen platz mit herrlichem blick auf die installation.

ristorantedie melone mit dem rohschinken war fantastisch – und passte auch farblich ganz zum reiseanlass.

melonen in dahlia gelbdie wolken wurden dunkler und wir sahen, dass die ordner die besucher vom pier herunterleiteten.

evakuationder wind wurde heftiger, die wellen höher und der stoff wurde herumgepeitscht.

sturmwarnungfasziniert schauten wir dem naturschauspiel zu und knipsten.

wellen und windmit dem einsetzenden regen wurden auch wir nass, doch wir verzogen uns zum kaffee auf zwei stühle in den geschützten bereich, während die neuankommenden im regen auf einen sitzplatz warteten. die wellen. die gischt. der pier.

sturmdas grösste problem, welches wir hatten, war dass das europameisterschaftsspiel italien-deutschland um 21h angepfiffen wurde – ein fixer punkt in der wochenendplanung. ca 20:30 hörte der regen auf, doch die piers waren noch immer gesperrt.

bereit für die besucher

die stimmung war sehr speziell –

ruhe nach dem sturmso suchten wir auf der insel einen fernseher. keines der restaurants hatte einen, bzw. eines hatte zwar einen fernseher, doch der empfang war gestört, das fussballspiel wurde nicht gezeigt. wir hätten bei den drei damen zum fenster reinschauen können, doch da war das bild schon etwas weit weg – und dann bei einem deutschen tor jubeln nicht ganz fair. dani hatte schon den stream auf seinem iphone angeworfen und umgehend viele neue freunde – in der not freuten sich auch die italiener, bei einem deutschen das spiel mitschauen zu dürfen.

deutschland spieltdann wurde die passage nach sulzano wieder geöffnet und gruppenweise durften wir die beleuchteten piers betreten. von weitem sah ich eine bar mit leinwand und wir steuerten direkt darauf zu – doch davor warf ich einen blick zurück.

blaue stundewir fanden ein plätzchen mit blick auf die leinwand – die dame an der kasse schien das spiel nicht sonderlich zu interessieren. ich wurde zunehmend nervöser, da die busse gemäss information an der bushaltestelle nur bis mitternacht fahren würden. das penaltyschiessen war ein krimi und wir alterten während dieser stunde mehrere Jahre. an der bushaltestelle konnte uns niemand sagen, wann der nächste bus fahren würde, ausser dass der bis um 3h morgens fahren würde. so warteten wir und erreichten müde das hotel.

public viewing