ein voller erster tag an der buchmesse

wir erhieltenndie letzten 2 plätze für die lesung im flix bus zum buch «111 orte in deutschland, die man gesehen haben muss.» witzig geschrieben, jedoch für uns zu weit verstreut in deutschland. die idee, die lesung im bus auf dem weg zum messegelände zu halten, war sehr originell, auch wenn wir so etwas im stau standen – immerhin nicht im überfüllten zug.

111 orte, die man gesehen habenmussmit dem bus erreichten wir das messegelände und steuerten gleich zum deutschlandradio, wo wir gerade martin suter, olga grjasnowa, clemens meyer und eva menasse sahen und die band «welten» hörten.

deutschland radioder nächste stop war die lvz autoren arena, die von clemens meyer eröffnet wurde. der kaffee vom deutschlandradio schien gewirkt zu haben, er machte einen deutlich wacheren eindruck. wir freuten uns auf den nächsten gast – horst evers. seine fähigkeit, dinge aus einer anderen perspektive zu sehen. Die verzögerung der eröffnung des berliner flughafens scheint ein tragendes thema zu sein, inzwischen hätte er keine angst mehr von dem.tag, es würde sich etwas anderes finden lassen. Er las noch eine kurzgeschichte vor, beim selbst lesen wäre sie nur halb so.witzug gewesen. Auch das gespräch war sehr erheiternd, wir hätten noch lange zuhören können.

horst evers lvzwalter plathe, gemäss dani der sascha hehn des ostens, erzählte einige spannende geschichten, doch war da für unseren geschmack noch etwas viel auf den ost-west klischee.

plathean einem anderen stand erfuhren wir mehr über die initiative «sachlich im netz diskutieren – wie geht das?». Dort lernten wir eine schöne neue diskussionsplattform kennen: www.lasst-uns-streiten.de. dort werden regelmässig dialoge zu bestimmten themen geführt und moderiert. eine tolle initiative!

gib mir kontra!die diskussion «wer ist das volk?» brachte verschiedene thesen zu dem thema. spannend waren die ansichten von katja riemann und martin roth, der london nach dem brexit votum verlassen hat.

gespräch
frisch gestärkt genossen wir denis scheck mit arthur bollason über das reisen in island. Der autor hat in seiner kindheit in reykjavik noch als verstaubtes dorf erlebt, innert 50 jahren wurde das isolierte land in die gegenwart katapultiert.

reisen in islanddies gäbe halt noch «unfälle», z.b. der umgang mit dem geld.  der grund für die vielen jobs eines jeden einwohners sei die geringe anzahl menschen, so wäre es unfair, ein talent nicht allen zur verfügung zu stellen. Das reisefieber packte mich umgehend – zum glück geht es bald nach grönland.

islandder nächste stop war ein kleiner stand mit einem gespräch über eine schule in israel, die kinder aus 51 ländern integriert. die kinder würden den schuldirektor umarmen und auf ihn zugehen. der grundsatz sei, dass es keine schule sei, sondern ein zu hause, sie müssten die kinder einfach lieben. es handelt sich um flüchtlingskinder, stark traumatisiert. der ansatz besteht darin, dass man die kinder sozialisiert, ihnen eine zukunft gibt, dass sie lernen zu träumen. ab der 7. klasse würden die schüler unterricht in ihrer heimatsprache erhalten. viele würden dies nich wollen, doch er insistiert, da die zukunft verschieden aussehen kann.

schule in israelbeim ard forum hörten wir heiner geißler zu. er meint, dass jeder, auch der papst an gott zweifeln muss, wenn er das leid der welt sieht. wir müssen uns aktiv daran beteiligen, dass die lebensbedingungen auch in afrika besser werden. er sieht dass die kirche ihre verantwortung nicht wahrnehmen, die theologischen probleme seien gelöst, nun soll sie antworten auf die dringenden probleme der welt liefern.

heiner geisslerder name lew kopelew sagte  mir vor der veranstaltung im europa cafe nichts. Im gespräch zwischen fritz pleitgen und dem autor der biographie, reinhard meier, entstand ein bild von einem spannenden mann, der nach einem einsatz an der vordersten front zur bekehrung von deutschen soldate  zehn jahre in einem gulaglager verbrachte. Nach dem tod von stalin kam er frei. Er war eine art wandelnde enzyklopedie, er wusste alles über deutsche und russische literatur und kultur.

diskussionsrundeAls abschluss auf dem messegelände genossen wir gedichte von nora gromringer – ihre erste lesung ais dem.buch «mode». Die gedichte leben richtig von ihrer vortragsart. Beim letzten gedicht gings um das abbinden der füsse von chinesischen frauen – die illustration brachte diese schreckliche verstümmelung in eine fröhlichere form.

nora gromringerDas abendprogramm war in der kongresshalle im zoo, eine schöne halle mit thematisch passendem stuck.

detail der halleden auftakt machte martin suter mit seinem elefanten. wir lernten, dass zirkustiere gut als leihmütter eingesetzt werden können, da sie abgerichtet seien, in der zoo-haltung werde öfters auf kontaktlose haltung gesetzt. der inhalt hörte sich sehr fantastisch and und irgendwie reizte uns die geschichte nicht so, obwohl wir sonst suters bücher sehr gut finden.

martin suterjostein gaarder tourt auch noch heute mit seinem erfolgsbuch «sophies.welt», inzwischen in 64 sprachen übersetzt, durch die welt. heute war er da mit seinem neuen roman «ein treuer freund». die geschichte von jakob und seinem freund pelle, der sich in der mitte des buches als handpuppe entpuppt. er meint, dass die philosophischen fragen sich mit der zeit verändern und die frage im moment sei «wie gehen wir mit der welt um, in der wir leben? was können wir tun um sie zu retten?»

jostein gaarderden abschluss macht thomas brussig, den wir vor 2 jahren bei der vorstellung seines damaligen romans sahen. die wende und ost berlin ist sein wiederkehrendes thema. das spezielle an der wende sei, dass sie mit etwas anderem begann als sie endete. dies wäre einem schriftsteller unheimlich, er wollte eine geschichte beginnen und zu ende zu erzählen. wir sind gespannt auf die lektüre des signierten buches.

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