wir erreichten görlitz gegen abend und verwöhnten uns mit einem schönen hotel und einem feinen abendessen – das dreiteilige dessert sagt alles aus über die qualität!
durch die nächtlichen strassen wanderten wir zurück zum hotel, fasziniert ob der ruhe und den wunderschönen gebäuden.
den morgen starteten wir mit einer stadtführung. der spaziergang führte auch in überraschende innenhöfe und wir bekamen so mehr zu sehen, als wenn wir alleine unterwegs gewesen wären.
dadurch, dass görlitz nie zerstört wurde, gibts hier häuser aus allen bauepochen. den renaissance stil erkennt man an den durchgehenden fenstersimsen. faszinierend fand ich auch die erläuterung für die absätze bei den türen – ideale sitzgelegenheiten, welche früher von den hausbesitzern gerne eingenommen wurden, um dem treiben auf der strasse zuzuschauen und die wichtigsten ereignisse mitzubekommen.
im napoleon haus, einem der prachtvollsten häuser, sieht man an der gedenktafel mit den übernachtungsgästen den frontverlauf.
die stadtstruktur ist noch so gut erhalten, dass hier viele filme gedreht werden. es ist mit wenigen eingriffen möglich, eine aussenszene in einer europäischen stadt in verschiedenen zeitepochen zu simulieren. görliwood ist schon länger ein kosename für die stadt.
die gotische peterskirche ist von innen leider nicht mehr ganz gotisch, da ein feuer die hölzerne inneneinruchtung abgebrannt hatte. die kirche ist jetzt sehr hell, das hängt mit den grossen fenstern zusammen, die nicht bunt sind. die einzig bunten wurden bei der sprengung der brücken am ende des zweiten weltkrieges zerstört. es gibt nur noch ein buntes fenster, welches zum besuch eines königs gesponsort wurde. es hat die explosionen überlebt, da es zu dem zeitpunkt eingepackt war, fertig zur renovation. die orgel ist ein blickfang. sie heisst sonnenorgel aufgrund der vielen sonnendekorationen und sei ein wunderwerk an verschiedenen tönen.
wir besichtigen auch noch den balkon der kirche mit herrlichem blick über die stadt. dort erhalten wir vom führer noch weitere informationen zur stadt.
der perfekte ort für ein gemeinsames gipfelbild.
besonders spannend waren die erzählungen über den dachstock. früher sei der dachstock der kirche ein lagerraum gewesen, gut sichtbar sind auch noch die seilwinden, mit denen die getreidesäcke hochgehievt wurden.
noch nie hatten wir zuvor vom heiligen grab in görlitz gehört. es ist eine verkleinerte kopie des heiligen grabs in jerusalem und wurde ca. 1480 erbaut.
die legende sagt, dass georg emmerich, der sohn eines wohlhabenden görlitzers, eine junge dame nicht heiraten wollte, die von ihm schwanger wurde und so die reise nach jerusalem als busse und zur absolution seiner sünden antrat und mit den bauplänen zurückkam.
nachdem die grabkirche in jerusalem seither weiter umgebaut wurde, ist es eine konservierung der ansicht um diese zeit. es sind drei gebäude und bei der einen kirche sind sogar risse in den wänden nachgebaut.
der nikolaifriedhof hat grabmale von 1600 bis zur eröffnung des städtischen friedhofs in 1847. wir fühlten uns wie die entdecker, als wir von einer skulptur zur nächsten gingen. wunderschöne skulpturen, teilweise schon etwas überwachsen, aber wunderschön gepflegt.
reiche und einflussreiche familien leisteten sich gleich eine gruft, dort waren die grabsteine viel geschützter.
und auch da erkannten wir frappante unterschiede bei der üppigkeit und detailgetreue der darstellungen.
der zerfall hat jedoch auch seinen charme, auch wenn es die skulpturen zerstört, hier sieht man, dass das moos sich erst in den vertiefungen der eingemeisselten schrift festsetzt um anschliessend immer mehr der fläche einzunehmen.
ein hauptgrund für daniel, nach görlitz zu kommen, war das jugendstil kaufhaus, welches aufwändig renoviert wurde und doch seit gut sechs jahren leer steht. dank des hinweises unseres portiers im hotel fragten wir die richtige person und durften dann rein in das leere gebäude.
neben den treppenaufgängen war vor allem das dach imposant. es war kaum möglich, das ganze mit fotos festzuhalten, nicht nur wegen den dimensionen, sondern auch wegen des lichts. die deckenstruktur gibt einen eindruck der dimensionen und der gestaltung.
auf dem rückweg nach leipzig legten wir noch einenkurzstop in dresden ein. natürlich mit einer stipvisite der frauenkirche.
jedesmal fasziniert mich die unglaubliche dekoration, noch mehr vor dem wissen, wie stark die kirche im 2. welktrieg zerstört wurde und jetzt alles wieder aufgebaut.
der blick nach oben lohnt sich hier besonders – schon vom hochsehen wird mir schwindlig und ich denke gar nicht gerne daran, wie es sich beim besuch der kuppel anfühlte.
der hauptgrund für den zwischenstop war jedoch die ausstellung im deutschen hygiene museum über den menschen und seine haustiere. eigentlich hatten wir nicht so hohe erwartungen an die ausstellung, deren titel sich spannend anhörte.
die exponate reichten von skeletten der haustiere über artefakte, welche die menschen über die tiere erstellten, hier ein beispiel mit huhn und hahn im zentrum. ein schöner start in den tag um weiter richtung leipzig zu fahren.