die strassen von island

islands strassen sind in jedem reiseführer, gespräch oder bericht über das land ein grosses thema. somit haben wir uns gleich einen richtigen jeep geliehen, der schon einige kilometer auf dem buckel hat und somit nicht gleich jeder kleine kratzer von einem stein zu grossen rechnungen führt.

nachdem im juli die nächte eher kurz sind, hatten wir selbst kurz vor mitternacht noch gute lichtverhältnisse, so dass wir oft das zeitgefühl verloren.

ein nicht zu unterschätzender faktor bei der zeiteinteilung waren die fotostops – die lange dämmerung tauchte die landschaft in ein warmes licht, so dass wir immer wieder auf den auslöser drückten, ohne die wirkliche stimmung damit einfangen zu können.

die strassen sind in verschiedene kategorien aufgeteilt und vor allem mit nummern gekennzeichnet: einstellig ist die ringstrasse (1), die haupttouristenroute und fast durchgehend geteert, die anderen hauptverkehrsstrassen sind zweistellig, kleinere strassen dreistellig. die nächst tiefere kategorie ist dreistellig mit einem vorgelagerten F (mit furten und nur mit entsprechender ausrüstung zu befahren) und dann noch die unnummerierten strassen, mit blauen wegweisern, die vom staat nicht unterhalten werden.

geteerte strassen

wir versuchten wenn immer möglich die ringstrasse zu meiden, da entlang der hauptverkehrsroute die chance für freie hotels auch tiefer ist. doch auch die ringstrasse führt durch wunderschöne landschaften.

aufgrund der vielen warnenden berichten über die strassen waren wir von den zuständen der strassen sehr positiv erstaunt, es scheint, als ob in den letzten jahren sehr viel an der infrastruktur gearbeitet wurde, was bei der tiefen bevölkerungsdichte eine meisterleistung ist.

im mývatn gebiet konnten wir die entwicklung der strassen richtig gut sehen. wir fuhren auf der frisch geteerten ringstrasse, von der aus wir die alte streckenführung sehen konnten, d.h. als es noch ungeteert war. noch viel spezieller hingegen waren die steinbrocken auf der rechten seite der strasse, welche noch vor der zeit der strassen stammten, die den weg in alter zeit markierten. gemäss reiseführer waren bis vor 100 jahren ausserhalb der hauptstadt keine strassen, das hauptfortbewegungsmittel waren die pferde.

wir haben unzählige bilder von der einmaligen landschaft – hier ein beispiel der küstenstrasse der tröllaskagi.

auch in island gibt es spezifische strassenschilder – es wird auch nach vogelarten unterschieden, hier das für die enten.

die einfahrten zu den ortschaften werden jeweils mit den hübschen gelben schildern gekennzeichnet.

pisten

in island sind viele strassen nicht geteert, was bei den hohen unterhaltskosten, extremen witterungsverhältnissen, vulkanausbrüchen und der tiefen einwohnerdichte verständlich ist. wir fanden die meisten pisten in einem sehr guten zustand vor, so dass das fahren ein vergnügen war.

die dürreperiode in island zeigte sich auch an den staubigen pisten. obwohl es zu beginn leicht nieselte, folgte unserem auto eine ziemliche staubwolke.

bei übersichtlichen strassenabschnitten konnten wir somit schon sehr früh sehen, ob mit gegenverkehr zu rechenen ist.

selbstverständlich war auch eine der hochlandpisten auf unserer route, doch sooo einsam war es dann doch nicht.

für das letzte stück der kjölurpiste wählten wir nochmals eine «hinterroute», die uns durch ein wunderschönes tal führte. allerdings war die benzinanzeige schon sehr tief und nachdem wir die reichweite nicht voll kannten, wurde mir schon etwas mulmig.

ok, vielleicht wäre es auch eine idee gewsen, aufgrund der nervosität eher langsamer zu fahren als schneller, aber irgendwie konnte die vernunft nicht gewinnen. glücklicherweise war noch ein anderes auto unterwegs, dessen passagiere uns jeweils die gatter aufhielten. sicher erreichten wir die tankstelle in varmahlíð, wo wir einen feinen pylsur assen und von den passagieren des anderen autos wiedererkannt und freundlich begrüsst wurden.

neben den idyllischen und abgelegenen tälern führten die pisten auch durch landschaften, bei denen man fast erstaunt ist, dass die vulkankegel gleich neben der strasse keinen rauch ausstossen, bzw. lava rausfliesst.

durch das hügelige gelände gibt es öfters «blinde kuppen», bei denen ein einfaches strassenschild zur unfallverhütung beiträgt.

island ohne gletscher geht ja gar nicht und nachdem wir das grosse gletschergebiet im süden von den plänen gestrichen hatten, wollte ich auf jeden fall einen gletscher von nahem sehen. also suchten wir auf der karte eine strasse, die möglichst nahe an einen gletscher führte und wurden am zweiten tag beim langjökull fündig. los gings auf der schönen piste bergwärts.

wir sahen auch andere autos auf der strecke, doch die strasse wurde immer schwieriger zum fahren. kurz vor dem gletscher wären wir zu fuss wohl schneller gewesen, doch dani fuhr unbeirrt und sicher weiter – den gletscher schon in sichtweite.

kurz vor dem gletscherbeginn parkten wir unseren jeep trotz reifenspuren auf dem eis und gingen zu fuss weiter (geparkter jeep auf dem bild oben links, über dem schneefeld). der gletscher war leider nicht so richtig weiss, sondern von viel dreck überzogen, wahrscheinlich ganz natürlich, der staub des kargen umliegenden landes.

der boden war auch ziemlich matschig, so dass das schmelzwasser, welches die autospuren als abfluss benutzte, ideal für die reinigung der schuhsolen war. irgendwie nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte, doch wo kommt man sonst mit dem auto so nahe an einen gletscher?

zurück gings auf der selben strasse und ich bin beeindruckt von danis fahrkünsten. ich hatte für das letzte stück den tracker eingeschalten, d.h. auf der unteren karte sieht man die strecke: 3.85km (total) für die wir gut eine stunde benötigten (inkl. spaziergang auf dem eis).

auffällig war, dass die autos der isländer trotz der staubigen strassenverhältnisse immer sehr sauber waren, wahrscheinlich als zeichen, dass die strassen gar nicht so staubig sind. bei jeder tankstelle gabs gratis wasser – also wuschen auch wir unseren jeep, um nicht aufzufallen. (nein, das hatte nichts damit zu tun, dass im reiseführer unter » weitere anregungen» stand: » an einer tankstelle das auto waschen»

brücken

so viele bäche und flüsse führen unweigerlich zu unzähligen kleineren und grösseren brücken. aufgrund des tiefen verkehrsaufkommens sind auch auf den breiteren strassen die meisten brücken einspurig, sogenannte einbreið brú.

bei einigen brücken, vor allem bei den einfachen holzbrücken, konnte man sehen, dass die brücke erst kürzlich gebaut wurde, denn die spuren der furtwege waren noch gut zu erkennen, wie hier auf der kjölur piste.

bei breiteren flüssen gab es dann auch etwas aufwändigere konstruktionen.

doch die breite der brücke sagt nichts über die grösse des zu überquerenden flusses aus – gerade im landesinnern genossen wir so spannende blickwinkel auf flüsse.

furten

seit dem eher traumatischen erlebnis in australien mit einem auto und einem schlammloch, das sich innert minuten in einen fluss verwandelt, bin ich eher zurückhaltend beim thema auto und wasser. in island ist jedoch das durchqueren von bächen und flüssen fast an der tagesordnung, wenn man etwas von den hauptstrasen und -pisten abweicht. auch sind sie in der streckenbeschreibung im reiseführer jeweils erwähnt und auf der karte eingezeichnet. unsere erste furt erreichten wir am zweiten tag, auf einer seitenstrecke der kjölur hochlandpiste – und irgendwie schien sie etwas breit und wir konnten nicht direkt auf den grund sehen.

also blieb nichts anderes übrig, als dass die beifahrerin ihre coolen trekking hose «verkürzte», wanderschuhe gegen flip-flops tauschte und sich ins eiskalte gletscherwasser wagte, um dem fahrer infos über den wasserstand und bodenbeschaffenheit zuzurufen. immerhin waren hier keine krokodile zu erwarten. und nachdem die erste route nicht ganz so ideal war, gings auch zu fuss durchs wasser wieder zurück.

die dritte überquerung für mich fand dann im auto statt: wir fuhren in das nicht ganz untiefe wasser und waren einmal mehr froh, dass wir ein «richtiges» auto gemietet hatten.

irgendwie wars doch mulmig, durch den relativ breiten fluss zu fahren, doch dank des professionellen sondierungsmarsches und dem fahrerischen können chauffierte dani uns auf der ideallinie auf die andere seite.

bei der zweiten furt (etwas weniger breit und klarer zu sehen) bekam die beifarerin den job der fotografin, doch bei dieser furt gelang sie ohne nasse füsse über die grossen steine auf die andere seite um einige fotos zu machen.

am zweitletzten tag, fanden wir auf der karte eine «abkürzung» nach stykkishólmur durch die berge. ziemlich zu beginn der strasse war sie mit einem tor abgesperrt, auf dem ein rotes schild mit isländischen worten angebracht war. wir verstanden kein wort und waren kurz davor wieder umzudrehen, nachdem auch ein «nur mit 4×4» schild daneben stand – könnte ja eine der berüchtigten strassen sein.  glücklicherweise war gleich neben dem tor ein haus, so dass ich kurzerhand klingelte. eine isländische familie war gerade beim apéro und begrüssten mich freundlich. lachend gaben sie mir die bedeutung des schildes: man dürfe auf dieser strecke keine schusswaffen mitführen. ebenso erwähnten sie, dass die piste in einem guten zustand sei und man zwar ab und zu den fluss überqueren muss, doch mit unserem auto dürfte dies kein problem sein.

und sie behielten recht – die strasse führte durch eine wunderschöne hochebene (und es kam uns sogar ein auto entgegen) und dani durchfuhr die bachkreuzungen ohne mit der wimper zu zucken – das fahrtraining kann somit als erfolgreich abgeschlossen gewertet werden.

auf unserer eher älteren karte waren bedeutend mehr furten eingezeichnet, als wir tatsächlich trafen – viele waren zu einfachen «brücken» umgebaut – ein beton rohr und dann rundherum mit geröll aufgeschüttet, was wir sehr schätzten.

tunnels

tunnels haben gerade in den letzen jahrzehnten gefährliche passstrassen abgelöst und verkürzen die distanzen massiv. an dem felsen oben sieht man noch die überreste der strasse, die bis 2005 benutzt wurde und gerade im winter bei glatten strassen lebensgefährlich war. sie ist heute gesperrt.

im nordwesten, auf der halbinsel tröllaskagi, erschliessen die neuen, modernen tunnels der strasse 792 den bis dahin gemäss reiseführer «abgelegensten aller abgelegenen fjorde in island», den héðinsfjörður, wo 600m strasse die beiden tunnels verbindet.

der blick in den wunderschönen fjord vom parkplatz aus war traumhaft, vor allem bei dem wetter.

die etwas älteren tunnels funktionnieren nach dem gleichen prinzip wie die schmalen brücken: es gibt nur eine spur und hat alle paar hundert meter eine bucht, in der entgegenkommende fahrzeuge ausweichen können.

unser fazit: die strassen von island sind viel besser als ihr ruf – trotzdem waren wir sehr froh über unsere wahl beim auto, denn einige der schönsten flecken hätten wir mit einem normalen pkw nicht erreicht.