Der heutige tag stand unter dem motto steingarten. Den ersten sahen wir bei ryōan-ji (龍安寺), einem der 17 unesco welterbe. hier das kleine modell, wo die anordnung der 15 steine sichtbar ist.
und hier das original: die linien um die steine waren perfekt, aber irgendwie hatten wir uns dies etwas grösser vorgestellt als 30x10m. und irgendwie auch mit weniger geraden linien. und irgendwie nicht so «eingemauert»….
Wobei für die zen meditation ev. weniger mehr ist. gemäss wikipedia sind aus keinem winkel alle 15 steine gleichzeitig sichtbar.
Nachdem wir gesehen hatten, dass der gut 10 minuten fussmarsch entfernte ninna-ji (仁和寺) auch ein unesco welterbe ist, spazierten wir spontan hin. Schon das riesige eingangstor zeugte von der wichtigkeit.
ok, aus der anderen perspektive sieht es weniger gross aus – aber es ist durchaus imposant.
Das inhaltsverzeichnis half, den ort (und die grösse) des steingartens zu identifizieren – die weisse fläche schien uns angemessen, um den tempel zu erkunden.
Die steingartenfläche war sehr viel grösser als die vorangehende und wir genossen den blick darauf.
Aus jedem winkel sah es wieder prachtvoller aus, vor allem weil der hintergrund zum bild dazu gehörte. (ok, die spuren im sand sind etwas störend)
wobei mit diesen grossen «bauminseln» fehlte dem ganzen fast die ruhe und ordnung, für die meditation ist der kleinere wahrscheinlich idealer.
Die rillen wurden bei längerer betrachtung zu wellen.
in der zwischenzeit regenete es leicht, so dass wir den überdachten gang zum nächsten gebäude sehr schätzten.
das innere des gebäudes war mit prachtvollen kunstgegenständen ausgestattet – schön in szene gesetzt und nicht überladen.
Die 5 stöckige pagode passte gerade knapp aufs querformatbild. Die spitze erimmerte irgendwie an eine mobilfunkantenne.
Eines der wichtigsten Accessoires in kyoto ist der busplan – am vierten tag bewegten wir uns schon fast wie einheimische (wir warteten zumindest schon auf der richtigen strassenseite), glücklicherweise war das meiste auch in lateinischen buchstaben angeschrieben.
Nach zwei tempeln war erstmal mittagessen angesagt. Wir folgten unserem prinzip, dass keine pizza auf der karte stehen durfte, je japanischer angeschrieben, desto besser. die schwierigkeit besteht vor allem darin, herauszufinden, ob es sich bei dem haus um ein restaurant handelt oder nicht. nach einem kurzen, unfreiwilligen besuch in einem süssigkeitenladen wurden wir fündig.
alles war wirklich sehr japanisch und wir genossen unsere nudeln mit authentischen, schlürfenden und nasehochziehenden tischnachbarn.
Frisch gestärkt besuchten wir daitoku-ji (大徳寺), eine empfehlung von frédéric, einem ehemaligen arbeitskollegen, der lange in japan lebte und etwa eine woche vor uns durch kyoto zog. Es handelt sich hier um eine Ansammlung von tempeln und schreinen, das inhaltsverzeichnis war etwas nüchterner gehalten. Somit war es wie eine wundertüte, denn vor dem eintritt in einen der zahlreichen sub-tempel wusste man nicht, was einen erwartet.
Der erste, Ryōgen-in (龍源院), beheimatete 5 gärten, unter anderem japans kleinsten steingarten (was wir selbstverständlich erst drinnen entdeckten).
doch es hatte auch noch grössere, hier mit moos und steinen kombiniert, sehr «aufgeräumt».
wir genossen die ruhe und die verschiedenen blickwinkel auf den steingarten.
der steingarten war hier nicht nur auf einer eingeschlossenen fläche, sondern zog sich rund um die verschiedenen tempelgebäude, wie ein kleiner Fluss. wir konnten sogar etwas näher an die kiesfläche, um auch aus einer anderen perspektive auf das kunstwerk zu schauen, hier auf augenhöhe.
von oben sieht man die perfekte rundung um den stein und die pflanze, die voll eingebettet werden, wie wenn es wirklich fliessendes wasser wäre.
Auch einen moosgarten konnten die mönche bei der meditation betrachten – es müssen nur die fenster/türen zur seite geschoben werden, und schon ist man mittendrin.
auf dem bild sieht man kaum, dass es sich hier um eine komposition aus verschiedenen mosen handelt, jedoch dass jeder tempelbereich trockenen fusses (ohne schuhe) erreicht werden kann.
der nächste sub-tempel, Oubai-in 黄梅院 öffnet nur an wenigen tagen im frühling und herbst die türen für Besucher. das fotografieren ist nur im vorgarten erlaubt, die erinnerung an den wunderbaren garten im inneren bleibt in unseren gedanken.
wobei – als wir plötzlich andere besucher sahen, die über die steinmuster sprangen und wild fotos machten, habe ich auch kurz die kamera gezückt – die flussform war einfach zu schön. im nachhinein fanden wir heraus, dass es sich bei den rücksichtslosen besuchern um den gärtner handelte, der natürlich fotos machen durfte…
eigentlich waren wir nach dem oubai-in schon so überwältigt, dass wir kaum mehr aufnahmefähig waren, doch wir hatten ein kombi-ticket mit dem khorin-in 興臨院 gekauft, so dass wir das nicht verpassen wollten. Und das war definitiv auch gut so – der garten war wunderbar.
Wir erkannten hier noch viel besser, dass die steingärten eigentlich wasser symbolisieren.
ein wunderschönes wasserbecken lud zum rituellen waschen ein. (natürlich zugänglich über steinplatten, damit die socken auch nicht schmutzig werden.
ausserhalb der subtempel, beim grossen tor war gerade eine gruppe von traditionell gekleideten Japanerinnen unterwegs, ein schönes bild!
das grosse tor hatte wie alle ein geschwungenes dach mit vielen details.
Doch drei tempel sind genug – nächster halt: nishiki markt. Eine gedeckte einkaufsstrasse mit unzähligen läden.
ein tolles beispiel, wie nah das spirituelle und das weltliche leben ist: das torii für den schrein ist einfach zwischen die häuser geklemmt und der schrein mit den wunderbaren laternen sieht auf den ersten blick aus wie ein besonders schön dekoriertes geschäft.
viele läden verkaufen essbare. lokale spezialitäten und souvenirs (omiyage, おみやげ). dazu gehört auch, dass man beim produktionsprozess zuschauen kann. hier wird gerade der fantastische grünteebaumkuchen gebacken. (anscheinend hätte vor langer zeit ein deutscher bäcker das produkt und das verfahren nach japan gebracht – ein weiteres beispiel, wie japan perfekt kopiert und dann weiterentwickelt.)
Ein besonderes kulinarisches Erlebnis entdeckten wir, als wir von den vier besucherinnen gefragt wurden, ob wir ein foto von ihnen machen könnten.
diese tintenfische mit eigelb im kopf sahen nicht nur witzig aus, sondern schmeckten auch ganz gut.
hier der beweis, dass ich ihn wirklich gegessen habe.
Am abend trafen wir die familie zum abendesen im potonburi gebiet. Ein lebendiges abendquartier mit vielen restaurants.
Die bunten lampions kennzeichneten die restaurants.
Wir hatten ein barbeque restaurant, in der mitte des tisches servierte der kohlemeister heisse kohle und auf dem grillgitter bereiteten wir die zutaten zu.
Grillmeister dani hatte alle hände voll zu tun.