wale und eisbären in qeqertarsuaq

in grönland ist die jagd ein essentieller bestandteil des lebens. am ersten abend spazierten wir vor dem abendessen bei wunderbarem sonnenschein noch zum «ausguck» im süden der stadt – von dort könne man wale sehen. auf dem weg dahin sahen wir geparkte schneemobile am wasser, es sah aus wie ein parkplatz der lokalen motorradgang. weit und breit niemand zu sehen.

jagdgangdas laufen auf der «strasse» war relativ mühsam, man sank immer wieder ein, so dass wir einem fussweg folgten, der jedoch nicht ganz zum ausguck  führte, aber trotzdem sehr schön war.

da gibt es einen weg!wir stapften durch den schnee und versuchten erst verschiedene wege, bevor wir dann endlich dort ankamen. der von anderen gesichtete grönlandwal war schon abgetaucht, doch ein boot schien gerade einen beluga wal im schlepptau zu haben.

aussichtspunktdas boot landete am eis und wir stapften hin. die jäger hatten bereits mit dem zerlegen begonnen und wir und eine gruppe grönländer (stadtkinder aus nuuk) schauten interessiert zu. es war eine richtige freude über den jagderfolg zu spüren und wir freuten uns mit.

zuschauenerst lösten sie mit gekonnten schnitten die haut ab, auch bekannt als mattak. der vitaminreiche grönländische kaugummi wurde in rechteckigen stücken abgegrennt und dass es einfacher zum halten war, schnitten sie zuerst eine lasche, wie bei einer einkaufstüte.

beluga waldie nächste schicht war das fett, welches ins meer geworfen wurde. dies könne man auch nicht den hunden verfüttern, da es ihnen sonst auf den magen schlägt. spannenderweise wurden zu früheren zeiten die wale vor allem wegen des fetts gejagt, welches zu lampenöl verarbeitet wurde. dann kam das fleisch, ganz dunkelrot. die männer arbeiteten zügig und ruhig, es spritzte kein blut und die szene passte gut in die umgebung. walfang ist für die grönländer lebenswichtig, da ansonsten alles fleisch importiert werden muss. auch wird nur soviel gefangen, wie auch wirklich gegessen wird, nicht zum export oder auf vorrat. die grönländer leben stark mit der natur und nutzen die ressourcen mit mass. beim betrachten dieser szene konnte ich problemlos zusehen, bei einem industriellen schlachthof zu hause wäre mir schon lange schlecht geworden. auch hatte ich keinen moment lang das beklemmende gefühl, welches mich manchmals vor unseren übervollen fleischregalen befällt ob dem überfluss und was denn mit dem fleisch geschieht, wenn es nicht verkauft wird. (Bei einer robbe wäre wahrscheinlich der jööööö effekt stärker gewesen, aber auch dort hätte man sicher den respekt vor dem tier gespürt)

handarbeitzugegeben, die wal skelette vor den eisbergen geben schon ein makaberes bild ab, doch irgendwie auch stimmig und sichtbar, dass alles verwendet wird.

ausgenommenzwei tage später planten wir eine whale-watching tour mit dem boot zu den grönland walen. larsuaq holte uns mit dem schneemobil ab, für den zweiten passagier hatte er einen anhänger dabei. die federung liess einiges zu wünschen übrig, aber besser als laufen!

transportmittel
da die jäger noch auf die beluga wale warteten, durfte kein boot vor ihnen rausfahren oder motorengeräusch auf dem eis sein, um die wale nicht zu erschrecken. so stellten wir uns auf den aussichtspunkt und sahen schon beim ersten halt ca 250m vom ufer weg einen grönlandwal.

grönlandwaldas prusten konnte man bis zu uns hören.

grönlandwalwährend wir warteten, erfuhren wir mehr über die waljagd und deren organisation. ab 5h morgens sind die beobachtungsposten jeweils besetzt – ganz ohne schichtplan funktionniert der wechsel. sobald die wale kommen, werden alle alarmiert und es geht aufs meer. es gibt klare regeln, wer mit auf die jagd kann und wie die beute am ende aufgeteilt wird. dann sahen wir drei grönladwale aufs mal.

grönlandwaldie grönlandwale werden sehr alt (in einem sei eine 250 jahre alte harpunenspitze gefunden worden) und sind streng geschützt, d.h. auch die grönländer jagen diese tiere nicht. die wale tauchten und zeigten ihre schwanzflosse. gemäss larsuaq würden sie das nicht sehr oft tun, umso schöner, dass wir diese momente erleben durften.

grönlandwalden ersten eisbären auf der disko insel trafen wir im wohnzimmer von ole. verschiedene knochen tiere waren dort auf der wohnwahnd. neben den zähnen und dem penisknochen vom walross stachen die schädel von den eisbären heraus. lars zeigte uns den abstand zwischen  den reiss- und den backenzähnen. anscheinend hätten sich früher die grönländischen bärenjäger tot gestellt und wenn der eisbär sie angriff, hätten sie den einen arm in ebendiese lücke gehalten und mit dem messer in der anderen hand zugestochen. für diese technik gab es definitiv keine übungsmöglichkeiten. in diesem winter hätten sie bereits sechs eisbärsichtungen im dorf gehabt. das gefährliche an den eisbären sei, dass sie menschen aktiv als beute sehen würden.

eisbärmehr eisbär stach uns ein eisbärfell an einer hauswand gegenüber von unserer unterkunft ins auge, so dass wir dieses am letzten abend noch fotografisch festhalten wollten.(die wäscheleine machte das bild gleich noch schöner)

wäscheleine mit bärdas haus mit dem bärenfell war eine jägerhütte. auf dem dach lagerten zahlreiche geweihe und im innern schienen jagdutensilien gelagert zu werden.

jagdhausbeim spaziergang durchs dorf sahen wir ein weiteres fell und der hausbesitzer kam gerade aus dem haus. in grönländischer tradition sprachen wir ihn an und erfuhren, dass er den eisbären vor gut einem monat geschossen hätte. der bär sei durchs dorf gewandert und er hätte ihn auf dem schneemobil verfolgt und ein video gedreht. wir mussten lachen, da lars uns diese geschichte tags zuvor erzählte und sich einmal mehr der kreis schloss, dass wir weitere elemente einer geschichte an einem anderen ort kennenlernten. er hätte den bären dann auserhalb geschossen, aber es sei der letzte gewesen, da die quote jetzt aufgebraucht sei. das fleisch am trocknen sei jedoch wal, und kein eisbär, den hätten sie schon gegessen.

eisbärdas fell war schon ziemlich eingeschneit und erst beim direkten grössenvergleich werden die ausmasse des tieres sichtbar.

bär & bärgenau diese begegnungen sind für uns ein teil der faszination für grönland, dass unsere weltansichten komplett nicht übertragbar sind und für andere welten andere lösungen passen. ok, ein weiterer teil, weshalb wir grönland so mögen, sind die eisberge, daher hier noch ein eisbergbild.

eisberg